Der Sekundenzeiger
- Lukas Zenk
- 9. Dez.
- 10 Min. Lesezeit
(Musik: Sacred Cacao, Sari Seramor)
Der Wecker läutete wie immer um 7 Uhr. Es war Montag. Die letzte Woche war wieder einmal sehr intensiv. Es waren so viele Meetings angesetzt, dass er währenddessen aß und trank und technische Probleme vortäuschte, um kurz auf die Toilette gehen zu können. Auch der letzte Monat war intensiv. Eigentlich das gesamte Jahr. Oder waren es bereits Jahre? Sobald er in das Büro fuhr ergab das eine das andere. Dann gab es nur noch den Tunnelblick mit der Hoffnung nach dem Licht am Ende des Tunnels.
Am Ende einer Woche fragte ihn einmal seine Mutter, was er in dieser Woche getan hatte. Er konnte seine Tätigkeiten nicht benennen. „Ich hatte wirklich viele Meetings wegen des Mergers”, antwortete er ihr. Dann blickte er in seinen Kalender. Erst dann konnte er beginnen, seine Woche nachzuerzählen. „Am Montag war der deutsche Vorstand bei uns, und wir haben ihm unseren Standort gezeigt. Am Dienstag hatten wir mehrere Gespräche mit dem Betriebsrat, weil einige Mitarbeitende ihren Arbeitsplatz wechseln müssen. Und am Mittwoch ...", aber er stockte. Seine Mutter sah ihn wohlwollend an. Wollte sie wirklich eine chronologische Aufzählung seiner Tätigkeiten hören? „Und wie geht es dir damit?”, fragte sie ihn vorsichtig. Sein erster Blick fiel auf den Kalender. Doch all diese Termine verrieten ihm nicht, wie es ihm ging. „Wie es mir geht?“, fragte er etwas orientierungslos zurück. Er bemerkte einen weiteren hastigen Blick zum Kalender, als ob er dort die Antwort finden könnte. Er spürte in seinen Körper hinein, doch er spürte nichts Erzählenswertes. „Eh gut, danke. Und dir?"
Es war immer so viel gleichzeitig. Immer erst kurz vor dem nächsten Meeting bereitete er sich genau darauf vor. Und dann wurde es durchgeführt, meistens überdurchschnittlich gut. Seine Mitarbeitenden waren froh, dass er die Koordination des Mergers übernahm. Er hatte einen klaren, analytischen Blick und verlor nie das Lächeln. Den anderen zuhörend, Entscheidungen treffend, das nächste Meeting mitbedenkend.
Wenn er am Wochenende joggen ging, fluteten die Gedanken sein Gehirn, die er Schritt für Schritt weiterbearbeitete. Er schwitzte sie hinaus. Bei jedem Laufschritt wurde der Kopf zuerst in die Höhe und dann wieder hinunter auf die Erde bewegt. Bei jedem Stoß wurden seine Gedanken neu durchgeschüttelt. Wie bei einer Sandburg begannen die instabilen Teile langsam abzubröckeln. Er ließ die Sandburg auseinanderfallen, bis nur noch flacher Sand zu sehen war. Und dann begann er, die nächste Sandburg für die nächste Woche zu erbauen. Mit demselben Sand, aber einer neuen Konstruktion. Die neue Sandburg skizzierte er am Montagmorgen im ersten Call, um die Woche durchzugehen. Bis sie am Ende der Woche wieder zerbröckeln würde. Wie damals im Urlaub. Wie lange war sein letzter Urlaub her? Damals baute er mit seinem Neffen eine wunderschöne Sandburg. Es hatte Spaß gemacht, alles aufzubauen. Als sie am nächsten Tag zum Strand kamen, war sie verschwunden. Die Flut hatte sie zerstört. Nun war nur noch der flache Strand zu sehen, über den die Wellen immer wieder hereinbrachen. Er konnte noch immer die tiefe Enttäuschung seines Neffen spüren. „Eine Burg aus Sand zu errichten, ist nicht besonders nachhaltig”, sagte er damals spontan. Sie bauten eine neue, die am nächsten Tag wieder verschwunden war.
So vergingen die Wochen. Er baute eine Sandburg nach der anderen, die am Wochenende wieder von der Flut weggespült wurden. Was er denn getan habe, fragte ihn seine Mutter. Er sah auf den Strand. Er war flach, die Wellen kamen und gingen. Alles war flach. Eine Möwe ging hastig über den Strand und hinterließ ihre Spuren im noch feuchten Sand. Doch kurze Zeit später wurden auch diese weggespült. Die Möwe breitete die Flügel aus und flog weiter. Sie wollte nicht auch von der Flut weggespült werden.
Hat er seiner Mutter gerade jeden Tag erzählt, welche Sandburg er gebaut hatte? Die Sandburg am Montag, die Sandburg am Dienstag, die Sandburg diese Woche. Er hat geschwitzt, sein Bestes gegeben, one extra mile more, one extra mile more. Hat er Fotos von den Sandburgen gemacht? Konnte er sie noch zeigen? Doch eigentlich hat er nur die Sandkörner in eine neue Form gebracht, die wieder in ihre alte Form zurückgegangen sind. Er hat etwas aufgebaut und neu geformt, das dann wieder von der Flut der Zeit seine Gestalt verlor. Schön ist es am Strand, sagen sie. Ruhig, idyllisch, frei. Er konnte diese Gefühle vor diesem Hintergrund nicht nachempfinden. Er fühlte sich eher wie in einer Sanduhr, deren einziger Zweck darin bestand, die Zeit vergehen zu lassen. Endlich angekommen, wird sie nur wieder umgedreht und das Spiel beginnt von vorne.
7:30 Uhr. In seinen Gedanken versunken, stand er nicht auf. Zu dieser Zeit hatte er sonst bereits seine Morgenroutine absolviert. Dehn- und Muskelübungen, Rasieren, einen gesunden Smoothie trinken, Duschen, ein frisches Hemd anziehen. Er hatte diese Routine perfektioniert. Um 7.30 Uhr stieg er in sein E-Auto mit frisch gefüllten Batterien. Um 7:55 Uhr kam er am Firmenparkplatz an, begrüßte die Damen der Rezeption freundlich, charmant flirtend und um 8 Uhr begann er mit den ersten Meetings. Ein weiterer 12- bis 14-stündiger Marathon, am Abend noch einige Runden im Fitness-Center schwimmen, nach Hause fahren, vielleicht noch ein Anruf im Auto führen und dann schlafen gehen.
Doch heute war es anders. Er lag noch immer im Bett. Nein, ein Burnout war es nicht. Wie oft hatten seine Freunde ihn schon davor gewarnt. Aber das wäre zu einfach gewesen. Es war etwas anderes. Es war die grundlegende Frage, was passieren würde, wenn er nicht aufstehen würde. Was wäre, wenn ...?
Er genoss es, unter seiner Decke zu liegen. Sie lag schwer und noch verschlafen auf ihm. Seine Decke schlief immer. Sie war ständig müde und lag den ganzen Tag nur herum. Sie wachte nur kurz auf, wenn sie bewegt wurde. Dann öffnete sie verschlafen ihre Augen, war etwas orientierungslos, „Was ist denn los?", sah dann, dass sie bewegt wurde, „Achso, es passt eh alles", und schlief wieder ein. Sie genoss es, auf ihm zu liegen. Er atmete so ruhig und tief, was sie noch besser schlafen ließ. Seine Polster waren anders. Sie liebten es, ihn zu umarmen. Tagsüber warteten sie ungeduldig darauf, dass er endlich nach Hause kam. Wären sie Hunde gewesen, hätten sie mit dem Schwanz gewedelt und aufgeregt gebellt. Sie waren dicke, weiche Polster der Firma Hugme. Sehr bezeichnend für diese Charaktereigenschaften. Sobald sie ihn an der Tür hörten, richteten sie sich innerlich bereits auf. Meistens dauerte es ihnen zu lange, bis er endlich ins Bett kam. Wenn er dann endlich im Bett war, die Decke zur Seite schob und sich auf sie legte, umarmten sie seinen schweren Kopf mit ihren Polsterenden. Da ging ihr Herz auf. Die ganze restliche Nacht streichelten sie ihn leise und blieben in der Umarmung, bis er am Morgen wieder aufstand.
Doch nicht heute. Sie kuschelten einfach weiter mit ihm. Er sah die ersten Anrufe auf seinem Handy, nahm sie aber nicht an. Zu dieser Zeit hätte er bereits im ersten Meeting sein müssen. Er hätte einen Blick in den Kalender werfen können, um zu sehen, welches Meeting gerade begonnen hätte. Er tat es aber nicht. Er hätte auch schreiben können, dass er krank sei. Dann hätten sie eine Erklärung für sein Fernbleiben gehabt. Er wollte aber nicht lügen. Er war nicht krank. Im Gegenteil, er fühlte sich äußerst gesund. Er schaltete das Handy vollständig ab. Es ging nicht darum, was in der äußeren Welt passierte.
Er atmete tief ein und aus. Irgendwie fühlte er sich rebellisch. Wie in seiner Studienzeit, als er meistens irgendetwas ausprobierte, was die anderen nicht machten. Bei einem Studienausflug sprang er beispielsweise noch angezogen von einer Klippe in das Meer hinein. Es war dieser plötzliche Impuls, aus der Routine ausbrechen zu wollen. In der Luft fühlte er die absolute Freiheit. Wie in Zeitlupe. Der Wind, der an seinen Ohren vorbeirauschte, und dann das Eintauchen in das wilde und frei Wasser. Tief hinein in das Meer. Er erinnerte sich noch daran, wie er unter Wasser gestrahlt hatte. Wie er aufjauchzte, als er wieder an die Oberfläche kam. Den restlichen Ausflug war er nass. Sein Professor tadelte ihn, da er sich hätte verletzen können. Seine Kollegen fanden es lustig oder töricht. Und er genoss es. Mit seinem nassen Gewand gingen sie weiter durch die Stadt. Die kleine Studierendengruppe hinterließ eine nasse Spur. Eine nasse Fußspur an diesem lauen Sommernachmittag. Nach einiger Zeit verdunstete die Spur durch die Hitze und es war nichts mehr zu sehen. Wie bei der Möwe.
Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war. Es war ein zeitloser Vormittag. Irgendwann ging er auf die Toilette und dann wieder zurück ins Bett. Er blickte aus dem Fenster. Er sah die Sonne, die ihn verwundert begrüßte. Um diese Zeit sah sie meist nur das leere Zimmer. Endlich wurde die schöne Wohnung auch einmal belebt, dachte sie und schickte einige wärmende Sonnenstrahlen hinein. Irgendwann meldete sich auch sein Magen, da er seit Langem nichts mehr zu sich genommen hatte. Auch seine Zunge wurde trocken. Aber immerhin spürte er sich.
Irgendjemand läutete an seiner Tür. Wahrscheinlich war es die Post. Um diese Zeit war er doch nie da. Läuteten sie trotzdem wirklich immer, obwohl niemand das Klingeln hören würde? Wenn ein Baum im Wald umfällt und niemand ist da, um es zu hören – ist dann trotzdem ein Geräusch zu hören?
Irgendwann war es Nacht. Was würde er seiner Mutter erzählen, wenn sie ihn fragte, was er heute gemacht hatte? Zumindest hätte er ihr nicht aus seinem Kalender vorgelesen. Er hatte taggeträumt. Er hatte keine weitere Sandburg aufgebaut, die am nächsten Tag von den Fluten der Zeit wieder zerstört worden wäre. Nein, er sah sich selbst am Strand sitzen. Er tat nichts offensichtlich Produktives mit den Sandkörnern. Er saß einfach nur da.
Er hörte die Wellen rauschen. Nicht als Bedrohung für seine Bauprojekte, sondern als stilles Ticken der natürlichen Zeit. Es war kein Sekundenzeiger, der von einer Batterie angetrieben wurde, die immer wieder neu aufgeladen werden musste. Sie waren nicht mechanisch. Nicht so gleich und monoton. Jede Sekunde glich der anderen. Es war immer dasselbe Ticken. Irgendwann hörte er einmal einer Uhr zu. Er dachte, er könne ein Tick-Tack hören. Aber es war immer nur ein Tick nach dem anderen Tick. Es gab keinen Unterschied. „Tick-Tick”, müsste man sagen. Damit würde man eine mechanische, sich wiederholende Zeit benennen, die keinen Unterschied machte. Jeder Tag dasselbe. Wüsste die Uhr nach sieben Ticks, was sie in den letzten sieben Ticks tat? Wohl kaum. Es gab keine Differenz. Wie seine Tage, Wochen und Monate. Warum man wohl sein eigenes Leben in ein so mechanisches Zeitverständnis presste?
Die Wellen waren völlig anders. Keine glich der anderen. Sie waren nie gleich lang, gleich groß oder gleich intensiv. Deshalb wurde das Meer wohl auch nicht als Rausch-Rausch beschrieben, so wie das Tick-Tack der Uhr, weil es immer abwechslungsreich war. Es spülte immer etwas anderes an den Strand und nahm wieder etwas mit. Ohne Plan, ohne Ablauf. Es gab auch keine Batterie. Die Wellen des Meeres waren nicht programmiert. Würde man bei einer Uhr lange genug warten, wäre irgendwann die Batterie leer und es gäbe kein Tick-Tack oder eben Tick-Tick mehr. Vielleicht würde der Sekundenzeiger noch letzte Zuckungen zeigen, aber nicht mehr bis zur nächsten Schwelle, dem nächsten Tick, kommen. Vielleicht nur noch ein Ti. Oder T. Und irgendwann würde auch der Sekundenzeiger erstarren. Dann würde er keine Sekunden mehr anzeigen. Er würde einfach stehenbleiben. Sich entspannen, ohne Geräusch, ohne fortlaufender Zeit.
Vielleicht würde er auch im Bett liegen bleiben. Nicht, weil er erschöpft war, sondern weil seine Batterien einfach leer waren. Das war nichts Schlechtes oder Schädliches. Es war einfach der natürliche Zustand über eine bestimmte Zeit hinweg. „Der Limes eines Sekundenzeigers ist ein stehengebliebener Sekundenzeiger", formulierte er es sinnierend mathematisch. Was ist der Limes von Wellen? Seit es ein Meer und den Mond gibt, gibt es Wellen. Und solange es ein Meer gibt, wird es auch Wellen geben. Der Limes von Wellen bleibt Wellen. Sie entstehen auf natürliche Weise. Sie benötigten keine Batterien. Zumindest solange man die Erdrotation und den Mond nicht in die Gleichung einbezog.
Er sah, wie der Mond in sein Zimmer schien. Auch er wunderte sich, warum er noch wach war. Um diese Zeit schlief er sonst immer. Am nächsten Tag erwachte er von allein. Ohne Wecker. Er wusste nicht, wie viel Uhr es war. Er fühlte sich ausgeruht. Aber er war hungrig und durstig. Sein Körper verlangte wieder nach Energie. Doch irgendwie wusste er auch bereits, was sein Limes war. Seine Gedanken liefen weiter. Er beobachtete eine Fliege, die in seinem Zimmer von einer Ecke zur anderen flog. Irgendwie gefiel ihm das surrende Geräusch.
Er sah wieder, wie die Sonne aufging. Seine Decke schlief weiter. Seine Kissen waren glücklich, ihn zu umarmen. Es gab keine Zeit mehr. Er lag da, atmete ein und aus. Ein weiterer Tag verging. Nicht in Stunden, Minuten oder Sekunden. Er nahm lediglich die natürliche Veränderung des Lichts wahr. Er war vollkommen ruhig. Seine Gedanken streiften durch die Welten. Manchmal läutete es an der Tür. Manchmal hörte er ein Auto hupen. Manchmal Vögel zwitschern. Es wurde dunkel und wieder hell. Es verging viel Zeit in Ereignissen, die nicht beschreibbar waren.
Irgendwann schlief er ein. Er schlief ein. Sein Körper schlief ein. Sein Herz. Seine Lunge. Irgendwann auch sein Gehirn. Die Sonne verabschiedete sich von ihm. Der Mond verabschiedete sich von ihm. Die Decke blieb liegen und schlief weiter – so lange hatte sie noch nie geschlafen. Seine Polster waren glücklich – so lange hatten sie seinen Kopf noch nie umarmt. „Was habe ich in dieser Woche getan?", fragte sich sein bereits einschlafendes Gehirn. „Ich habe gelebt”, sagte es zufrieden. „Und ich bin gestorben“, sagte es wissend. „Ich war ein Sekundenzeiger. Ich habe getickt. Ich habe lange getickt. Bis meine Batterie leer war. Aber am Schluss bin ich zum Meer geworden. Ich habe meine Wellen gespürt. Ich habe das Rauschen gelebt. Das ewige Rauschen. Früher war ich jeden Tag eine neue Sandburg. Ich war immer glücklich, wenn ich eine Sandburg war. Und ich war unglücklich, wenn ich keine mehr war. Jetzt bin ich zum Strand geworden. Ich bin zum Meer geworden. Ich bin zu den ewigen Wellen geworden." Die ewigen Wellen waren die letzten Gedanken dieses Gehirns, bevor es einschlief. Die Sandburg eines Menschen, der zum Strand wurde. Die Welle, die wieder zum Meer wurde.
Perspektive
Der Protagonist existiert in radikaler Entfremdung von sich selbst. Seine Mutter fragt ihn nach seinen Erlebnissen, doch er kann ihr nur den Kalender rezitieren, weil sein fühlendes Ich verschwunden ist. Die Sandburg wird jede Woche aufgebaut und planmäßig wieder eingeebnet; alle Spuren verschwinden, ebenso wie die nasse Spur nach dem Klippensprung in seiner Studienzeit. Damals hat er noch gejauchzt, bevor er sich dem System unterwarf. Jetzt gibt es nur noch das Tick-Tack der mechanischen Zeit, eine Gleichförmigkeit ohne echte Differenz. Das Meer hingegen rauscht unvorhersagbar und jede Welle ist einzigartig. Die schlafende Decke, die umarmenden Polster und die verwunderte Sonne sprechen von Geborgenheit statt Funktionalität.
Der Akt des Nicht-Aufstehens bildet den Wendepunkt. Es ist kein Burnout, sondern ein bewusster, rebellischer Test. Das Bett wird zum Kokon der Transformation, in dem sich der Protagonist vom funktionierenden Sekundenzeiger zur natürlichen Welle wandelt. Zeit wird nicht mehr mechanisch getaktet, sondern als organischer Rhythmus erlebt. Zum ersten Mal seit Langem spürt er wieder seinen Körper, spürt sich selbst. Der Grenzwert eines Sekundenzeigers ist ein stehengebliebener Sekundenzeiger. Der Grenzwert von Wellen bleibt Wellen.
Was am Ende geschieht, ist kein klassischer Suizid, sondern ein Loslassen. Seine Batterien sind leer, weil er zu lange gegen seine Natur funktioniert hat. Er hört auf zu ticken und findet das Meer wieder. Sein Sterben ist friedvoll und organisch. „Früher war ich jeden Tag eine neue Sandburg”, denkt sein Gehirn, während es einschläft. „Jetzt bin ich zum Strand geworden, .. zum Meer, .. zu den ewigen Wellen." Das Ich löst sich nicht ins Nichts auf, sondern in das zeitlose Rauschen. Manchmal muss man aufhören zu ticken, um wieder zum Rauschen zurückzufinden.

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