Der glückliche Mensch
- Lukas Zenk
- 9. Dez.
- 1 Min. Lesezeit
Er war einfach glücklich.
Perspektive
Der Text entfaltet seine Provokation durch radikale Reduktion. Er verspricht eine Geschichte, verweigert sie jedoch, da Glück kein Narrativ, sondern ein jenseits von Erklärungen liegender Zustand ist. Die extreme Kürze wird so zur Form gewordenen Aussage über die Unmittelbarkeit authentischen Glücks. Das Wort „einfach” trägt das ganze Gewicht. Es bedeutet sowohl „schlicht” als auch „bloß”, ein Glück ohne Grund, ohne Leistung, ohne Berechtigung. Damit wird es zum revolutionären Akt in einer Welt, die das Glücklichsein pathologisiert und problematisiert.
Der Minimalismus liegt in der Verweigerung jeder Psychologie. Keine Vergangenheit, keine Zukunft, keine Bedingungen. Es existiert nur der nackte Zustand des Glücklichseins, wodurch der Text unsere Erwartung demontiert, Glück müsse erarbeitet oder erklärt werden.
Bewahrt wird hier der Moment reinen Glücks, bevor das Denken ihn zerstört. Der Text offenbart die unbequeme Wahrheit, dass wir Glück durch Analyse zerlegen. Wahres Glück ist bedingungslos und braucht keine Geschichte, denn es ist die Geschichte selbst. Jede weitere Erklärung würde das, was in dieser vollkommenen Einfachheit liegt, zerstören. Der Mensch ist nicht glücklich wegen oder trotz, sondern einfach.

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