Aufwachen
- Lukas Zenk
- 9. Dez.
- 10 Min. Lesezeit
„Wo bin ich?“ Er hatte die Augen noch geschlossen. Er spürte etwas Weiches unter sich und etwas Weiches über sich. Er bemerkte, wie sich seine Gedanken langsam formten, die aus einer anderen Welt kamen. Es blieb schwarz. Er wollte seine Augen noch nicht öffnen. Zu müde waren sie, sein Körper noch nicht vollständig erwacht. Sein Kopf lag auf etwas Weichem, vermutlich einem Polster. Er hatte kein Gefühl von Zeit oder Raum. Es könnte Morgen sein, denn er hörte leise Vögel zwitschern. Plötzlich kam die Frage „Wer bin ich?” in sein Bewusstsein, was ihn selbst wunderte. Er begann, im Dunkeln seines Bewusstseins nach einer Antwort zu suchen. Seinen Namen konnte er nicht finden. „Interessant." Er bemerkte sein Staunen über sich selbst. Wie alt er wohl war? Er öffnete die Augen und blickte auf die weiße Decke über sich. Leer, wie eine Tabula Rasa. Als er zu sich hinunterblickte, bestätigten sich seine ersten Annahmen. Er lag in einem Bett, eine blaukarierte Decke lag über ihm.
Er atmete tief ein und aus, dann richtete er sich im Bett auf. An den weißen Wänden hingen zwei große Bilder von Tieren und Landschaften. Er rieb sich die Augen, um die Körnchen des nächtlichen Schlafs wegzuwischen. Immerhin wussten seine Hände, was zu tun war. Er stieg aus dem Bett und ging ins Badezimmer. Er folgte seinem Körper, der scheinbar seiner gewohnten Routine nachging. Er selbst wusste nicht, was er tat. Aber sein Körper verrichtete automatisiert seine Bewegungen. Seine rechte Hand griff nach der blau-weißen Zahnpasta, umfasste die Tube mit den Fingern und drehte sie um 180 Grad, sodass der Verschluss nach oben zeigte. Die linke Hand nutzte dies als Gelegenheit, den Verschluss geschickt mit Daumen und Zeigefinger festzuhalten. Sie drehte den Verschluss auf, legte ihn auf den Badezimmertisch und griff nach der Zahnbürste. Er spürte den leichten Druck in der rechten Hand, mit dem er die Zahnpasta aus der Tube drückte. Sie legte sich sanft über die kleinen Borsten der Zahnbürste. Es sah weich und gemütlich aus, so wie er zuvor noch im Bett gelegen hatte. Wie würde sich die Zahnpasta wohl auf diesen Borsten fühlen?
Die Borsten waren hart, und ihre Spitzen unangenehm. Aber störte das eine Zahnpasta, wenn sie selbst weich und durchlässig war? Und dann hörte er sie wie einen Meteor aus Schnee auf einem Felsen zerspringen, als sie hochgehoben und mit voller Wucht auf seine Backenzähne knallte. In kürzester Zeit verwandelte sie sich von einer gemütlichen, schlafenden Nacktschnecke in einen tosenden Fluss, der schäumte und durch Zahnfelsen schmetterte. Müde sah er in sein Spiegelbild. Vor ihm stand ein Mann mittleren Alters, der seine Zähne putzte. Er ließ seine Hände und seinen Mund gewähren und folgte dem Impuls, sich umzuziehen. Unbewusst, aber eingespielt. Er hörte, wie ihm von seinen Händen das T-Shirt über den Kopf gestülpt wurde. Er hörte das leise Rauschen, wenn der Stoff über die Haare streift. Die kurze Dunkelheit, die seinen Kopf umschloss, um dann wieder das Licht wahrzunehmen.
„Wo bin ich?“, schoss ihm wieder durch den Kopf. Er bemerkte, dass er in seinem Auto saß. Er erinnerte sich nicht mehr, wo er zuvor gewesen war. Dunkle Schatten zeigten ihm vage Skizzen aus der Vergangenheiten, als er Frühstück aß, aus dem Haus ging und sich in sein Auto setzte. Er bemerkte seine Hände, die das Steuer umgriffen. Er spürte, wie sich sein Körper mitbewegte, als das im Vergleich dazu unendlich schwere Auto um die Kurve fuhr. Ein tiefes, beruhigendes Geräusch drang vom Motor zu seinen Ohren und umgab seinen Körper mit leichten Vibrationen.
Er blieb vor einer Ampel stehen und beobachtete die Menschen, die unbewusst und schlafwandelnd den Zebrastreifen überquerten. Er sah eine ältere Frau mit einem leichten, längeren Rock und Falten im Gesicht. Wie alt sie wohl war? Dahinter ging ein größerer Mann in einem Anzug. Seine Krawatte tanzte belustigt von einer Seite zur anderen. Sie schien Spaß zu haben. Es musste herrlich sein, auf diese Weise geschaukelt zu werden. Und sie war sicherlich stolz. Immerhin war sie der einzige farbige Stoff an diesem übergewichtigen Körper. Rot war sie. Dunkelrot. Sie stach neben dem weißen Hemd und dem schwarzen Anzug heraus. Selbst die Schuhe waren schwarz. Poliert, aber schwarz. Auch das Gesicht des Mannes war farblos und ernst. Den Blick geradeaus gerichtet, der verdeutlichte, dass er tief in seinen eigenen Gedanken und nicht in der Welt da draußen war. Doch das störte die Krawatte nicht, die zum nächsten Schwung ansetzte und wahrscheinlich „Wuiii” schrie, hätte sie eine Stimme gehabt.
Ein kleiner Junge mit einer großen Schultasche ging an diesen Personen vorbei. Mit einem wippenden Gang stieß er seinen kleinen Körper rhythmisch von der Erde ab. Es wirkte anstrengend, mit jedem Schritt gegen die Gravitation ankämpfen zu müssen. Er stieß sich von der Erde ab, doch deren Masse war ihm überlegen und zog ihn wieder zurück. Wäre er stärker gewesen, hätte er sich von der Erde abstoßen können und wäre in die Umlaufbahn gesprungen. Er sah die Wolken, durch die er fliegen würde. Das Auto begann zu fahren; seine Augen hatten bereits die grüne Ampel erkannt, und seine Füße setzten die zwei Tonnen Material in Bewegung.
Er saß auf einem großen Ledersessel. Die Armlehnen waren aus schwarzem Leder, das sich gut, glatt und kalt anfühlte. „Die Haut eines Rinds", ging ihm durch den Kopf. Er saß auf der Haut eines Tieres, das schwarz gefärbt worden war. Eine eigenartige Vorstellung eröffnete sich in seiner Gedankenwelt. Er sah das Rind ohne Haut und stattdessen sich selbst auf einem mit Haut bezogenen Stuhl sitzen. Hinter ihm befanden sich große Fenster, die ihm einen Blick auf die Straße darunter gewährten. Er sah hunderte Autos im Stau, die wie eine dicke Raupe Schritt für Schritt weiterkrochen. Es war eine fast ästhetische Wellenbewegung. Die ersten Autos fuhren los, was die dahinterstehenden Autos als Signal interpretierten, ebenfalls weiterzufahren. Und so setzte sich die Bewegung fort, bis zu den hintersten Autos in der Kolonne. Kurz danach blieben die ersten Autos stehen und wie eine Welle stoppten die anderen. Eine Autoraupe, langsam kriechend. Ein Orchester ohne Dirigent, bei dem jeder wusste, was zu tun war.
Erst jetzt bemerkte er, dass die beiden Menschen ihm gegenüber ein Gespräch begonnen hatten. Sie saßen auf der anderen Seite des Tisches, beide mit Blöcken und Stiften ausgestattet. Eine Person strich über das Blatt Papier. Langsam, zärtlich. Doch plötzlich packte er das Blatt, drehte es in Windeseile um und ein kurzer Windstoß flitzte durch den Raum. Außer ihm selbst schien es aber niemanden aufzufallen. Der Mann und die Frau gegenüber von ihm diskutierten lebhaft über die eingetrockneten Zahlen auf dem Papier. Eine Stunde zuvor war es noch eine schwarze, zähe Flüssigkeit gewesen, die in einem Drucker von der Luft abgeschlossen gewesen war. Ruhig, dunkel, bereit, sich zu bewegen. Dann gingen plötzlich die Maschinen an. Die Flüssigkeit bemerkte, wie sie von einer Seite zur nächsten schaukelte, und erlebte wie bei einer Geburt das Licht der Welt. „Mama?”, fragte sich die Tinte, bevor sie erkennen konnte, dass sie kein Mensch war. Sie klatschte auf trockenes Papier, das sie erbarmungslos aufsaugte und die letzte Flüssigkeit aus ihr heraus sog.
„Mama!”, hätte der Tintentropfen ein weiteres Mal geschrien, diesmal aus Angst, zu sterben. Doch da war er bereits eine eingetrocknete Zahl. Eine 7, eine schöne 7, schnörkellos, Arial. Zusammen mit den anderen Zahlen und Buchstaben entstand der Kontext, über den die beiden Menschen diskutierten. Er bemerkte, dass sein Kopf nickte, als ob er verstehen würde, worüber die beiden Menschen sprachen. Wussten sie, was er dachte? Wie beiläufig beobachtete er sie. Wie sie sprachen, welche Emotionen sie hatten, wie sie gestikulierten. Er spiegelte sie dabei. Leicht mitbewegend. Seine Hand berührte sein Kinn, denn er wollte, dass es so wirkte, als würde er konzentriert zuhören. Seine Stimmbänder unterstützten die nonverbale Kommunikation durch gut getimte „Mhms” und „Ahas”. Er selbst hatte aber keine Ahnung, worum es tatsächlich ging. In diesem Moment sah er die fragenden Blicke der Menschen ihm gegenüber. Sie sprachen nicht mehr und blickten ihn an. Er verstand, dass sie auf eine Reaktion von ihm warteten. Er hörte seine Stimme fragen: „Und was wäre jetzt aus Ihrer Sicht ein guter nächster Schritt?” Die Frage schien angebracht zu sein, denn er bemerkte, wie sein Gegenüber grübelnd nickte und wieder Grunz- und Schnalzlaute von sich gab.
Er zermahlte eine Kohlsprosse in seinem Mund. Die zuvor darüber gestreuten Salzkristalle verteilten sich nun auf seinen Geschmacksknospen. Neben dem zermatschten Gemüse spürte er, wie sich der salzige Geschmack in seinem Mund ausbreitete. „Heute ist es schon richtig warm, obwohl es ja eigentlich noch Frühling ist“, hörte er sich sagen. Die Frau von vorhin saß ihm gegenüber. Ebenfalls kauend und schluckend. Zumindest, wenn sie gerade nicht atmete. Es faszinierte ihn, wie geschickt sie atmen, essen, trinken und zu gegebenem Anlass auch reden konnte. „Ja“, sagte sie, nickte mit dem Kopf auf und ab, kaute weiter an einer gekochten Karotte, die sie zuvor mit der Gabel in ihren Mund transportiert hatte. „Nach der Arbeit werde ich wieder Fahrrad fahren.“ „Oh, das klingt fein“, antwortete er. „Ein lauer Frühlingsabend ist genau das Richtige, um noch auszulüften.“ „Stimmt“, gab sie zur Antwort. „Dieses Jahr habe ich vor, über 1000 Kilometer zu fahren. Letztes Jahr war ich weniger fleißig und bin meistens Auto gefahren. Aber das tut meinem Rücken nicht gut. Außerdem werde ich wütend, wenn ich im Stau stecke. Dann beschimpfe ich wieder nur die anderen Leute, wenn nichts weitergeht. Und in der Arbeit bin ich dann völlig aufgeladen. Das möchte ich weder mir noch anderen antun. Also werde ich ..."
Die Wörter wirbelten von ihrer Seite auf seine Seite. Eine Schallwelle nach der anderen traf auf sein Trommelfell, vibrierte und sendete Codes, die wie Morsezeichen wirkten, an sein Gehirn. Aus diesen chaotischen Schwingungen formte er Wörter und Sätze und gab ihnen eine mögliche Bedeutung. Er sah sie im Auto. Es war eine attraktive, jüngere Frau mit braunen, glatten Haaren. Ihre weiße Bluse war frisch gebügelt und ihr Gesicht fein geschminkt. Make-up. Wofür auch immer sie es benötigte. Er konnte nicht anders, als die feinen Klümpchen auf ihrer Wange zu sehen. Sie erinnerten ihn an die kleinen Steinchen auf der Fassade seines Hauses, die es aus der Entfernung einheitlich und neu aussehen ließen. Auch sie hatte eine schöne Fassade. Zuvor im Büro hatte er ihre glatte Haut um ihre schön geschwungenen Lippen bemerkt. Doch jetzt sah er mehr die kleinen Klümpchen und vermutete die Unebenheiten der dahinterliegenden Haut. Pigmentflecken? Trockene Haut? Plötzlich sah er, wie sie im Auto schrie. „Fahr doch geradeaus, du Idiot! Das kann doch jetzt echt nicht wahr sein! Na, komm schon, wo ist das Gaspedal?“ Eine junge Frau mit geröteten Wangen unter dem Make-up. Er stellte sich vor, neben ihr in einem anderen Auto zu sitzen. Ohne zu hören würde er nur ihren Körper beobachten. Ihr Mund ging aufgeregt auf und zu, ihre Hände schlugen auf das Lenkrad, rote Pusteln erschienen in ihrem Gesicht und Tropfen von Spucke schossen durch das Autodie im Sonnenlicht leicht glänzten. Sie erinnerte ihn an Schauspieler auf der Bühne, die vor lauter Emotionen die ganze erste Reihe verbal besprühten.
Er hielt eine kühle Flasche Wein in der Hand. Was war zuvor geschehen? Er wusste es nicht mehr. Aber er spürte die Flasche in seiner Hand und die kühle Luft, die aus dem Kühlschrank strömte. „Ich nehme auch einen Schluck“, hörte er eine Frauenstimme rufen. Er schloss die Kühlschranktür und sah die Frau von vorhin auf seinem Esstisch sitzen. Sie hatte ihre Stöckelschuhe ausgezogen und strich zärtlich über ihre Zehen, die es sich auf dem Sessel gemütlich gemacht hatten. „Gerne“, hörte er sich sagen, während er die vergorene Flüssigkeit aus dem großen Gefäß in kleinere umfüllte. Die Gefäße selbst waren ebenfalls flüssig. Zähflüssiges Glas. Er nahm die beiden Gläser in die Hand und fragte sich, wie lange er hier stehen müsste, bis das Glas an seinen Händen hinunterfließen würde. Es würde sehr lange dauern. „Prost, auf uns“, hörte er sie sagen. Danach nahm er den wunderschönen, vibrierenden Klang wahr, den die Gläser miteinander erzeugten. Er spürte, wie der kühle Wein die Innenseite seines Halses hinunterfloss. Er berührte zärtlich ihre Hand und lächelte sie an.
Er wusste nicht, wer er war. Er wusste nicht, wo er war. Er kannte nicht ihren Namen. Er kannte nicht einmal seinen eigenen Namen. Schritt für Schritt folgte er seinem Körper, der wie von selbst durch die Welt ging. Es schien niemand zu bemerken, dass er zeitweise aufgewacht war. Dass er immer wieder kurz bewusst war. Dass er wahrnahm, was geschah. Neugierig ließ er sich darauf ein. Staunend, manchmal verwirrt, manchmal amüsiert. Die Menschen um ihn herum schienen keinen Unterschied zu bemerken. Sie interagierten mit ihm wie mit normalen Menschen. Waren sie nicht bewusst? Schliefen sie? Stellten sie sich keine Fragen? War das alles für sie normal? Er blickte die Frau vorsichtig von der Seite an. Sie war damit beschäftigt, Nachrichten auf ihrem Handy zu lesen. Ihre Finger mit den langen, roten Fingernägeln wischten gekonnt über das Display. Sie überflog die Bilder und Texte der Medien. Er sah, wie sich ihre Emotionen bei jeder Nachricht änderten. Teilweise wirkte sie gelangweilt, teilweise wütend.
Zwei Menschen, die an einem Tisch saßen. Wahrscheinlich waren sie ein Paar. Also Menschen, die Zeit miteinander verbrachten, sich zugehörig fühlten und auch körperlich miteinander agierten. Sie befanden sich in einem Raum, in dem es einen Kühlschrank gab. In einem großen Gebäude, in dem ganz unten Maschinen mit Reifen standen, mit denen sie ihre Körper transportieren konnten. An einem Ort, an dem viele Gebäude standen. Auf einem Planeten, der mit rasender Geschwindigkeit durch das Weltall schoss. Gewärmt durch einen riesigen Stern, der ständig in sich explodierte. „Schenkst du mir noch nach?”, fragte sie ihn. Er ging zum Kühlschrank und schenkte ihr noch mehr von der Flüssigkeit der vergorenen Trauben ein. „Danke“, sagte sie und spitzte die Lippen. Ihr Kopf näherte sich seinem. Ihre Lippen berührten seine Wange. Er hörte ein kurzes Geräusch und spürte, wie sich ein wenig Farbe von ihrem Gesicht auf seinem anhielt. Vielleicht war auch ein Krümel dabei, der nun Teil seiner Fassade wurde. „Gerne“, hörte er sich sagen.
Perspektive
Der Protagonist erlebt einen Zustand, in dem das gewohnte Bewusstsein aussetzt und einem beobachtenden Gewahrsein Platz macht. Dieses blickt mit kindlicher Verwunderung auf die Mechanismen des alltäglichen Funktionierens. Die Ausgangsfrage „Wer bin ich?” ist mehr als bloße Desorientierung, sie ist eine existenzielle Öffnung. Während sein Körper perfekt eingeübten Routinen folgt, wird er selbst zum stillen Beobachter. Was hier geschieht, ist eine Form der Ent-Identifikation. Das Selbst löst sich vorübergehend von seinen gewohnten Strukturen und kann sich dadurch beim Leben zusehen. Wenn sein bewusstes Nicht-Verstehen von niemandem wahrgenommen wird, sind die anderen dann überhaupt präsent?
Die Welt wird ihm fremd und zugleich überdeutlich. Diese animistische Perspektive zeigt eine Welt voller Leben und Bedeutung, die normalerweise übersehen wird. Die Zahnpasta zerbricht wie ein Meteor aus Schnee, die Krawatte tanzt belustigt und die Tinte erlebt Geburt und Tod. Er erlebt die beseelte Qualität aller Dinge, weil ihm seine eigene Entfremdung deren Lebendigkeit spiegelt. Die Frau im Auto, die ihre innere Wut hinter einer gepflegten Fassade verbirgt, wird zur Metapher für die Diskrepanz zwischen sozialem Selbst und innerer Realität.
Die kosmische Perspektive gegen Ende kontrastiert radikal mit der Banalität der Szene. Der Planet, der durch das All schießt und von einem explodierenden Stern erwärmt wird, kontrastiert die Banalität der Szene zweier Menschen, die Wein trinken. Diese Perspektivverschiebung zwischen dem unermesslich Großen und dem intim Kleinen zeigt die grundlegende Absurdität und gleichzeitige Zärtlichkeit der menschlichen Existenz. Wenn man nicht mehr weiß, wer man ist, kann man nur noch beschreiben, wo man ist – und selbst das dehnt sich ins Grenzenlose. Es ist ein Zustand zwischen Schlaf und Wachheit, in dem die Konventionen transparent werden, ohne dass eine neue Ordnung an ihre Stelle tritt. Die Frage ist nicht, ob dieser Normalzustand jemals etwas anderes war als eine gut geübte Illusion von Kontinuität und Kontrolle. In einer stillen, poetischen Reflexion tastet sich diese Geschichte an das heran, was viele Menschen nicht mehr spüren. Das Wunder und die Absurdität des Alltäglichen.

Sehr inspirierend!